Optimierung der Farbhaftung auf nichtsaugenden Substraten

Substrate wie Polyethylen oder Polypropylen, aber auch andere Kunst­stoffe lassen sich schlecht bzw. nur nach entsprechender Vorbehand­lung bedrucken. Wichtige und wachsende Anwendungsbereiche dafür sind die Verpackungsherstellung (von Schachteln, Tuben, Dosen oder Bechern), ID-Karten, Großformatdrucke für den Außenbereich und die Applikation von speziellen Sicherheitsmerkmalen. In letzter Zeit haben sich die Probleme verschärft, da neue Anforderungen bezüglich der Recyclingfähigkeit bzw. des Einsatzes von Recyclingmaterial hinzuge­kommen sind. Für Verpackungen wird angestrebt, nur ein Kunststoff­material einzusetzen, welches direkt bedruckt wird oder ein Etikett aus dem gleichen Material trägt.

In den letzten Jahren wurde in der Druckindustrie verstärkt am Über­gang vom Handwerk zu einem industriellen Herstellungsprozess gear­beitet und die Standardisierung vorangetrieben. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an Qualität und Beständigkeit der Druckprodukte bei der Weiterverarbeitung (z. B. beim Umformen und Befüllen) sowie beim Transport und Gebrauch. Eine ungenügende Farbhaftung, bei der sich die Druckfarbe vom Substrat oft schon bei geringer Belastung ablöst, wird als schwerer Mangel empfunden.

Ziel des beantragten Projektes war die Entwicklung von Methoden, mit denen eine verlässliche Vorhersage der Haftung von Druckfarben und Lacken auf einem Substrat möglich ist. Dabei lag der Fokus auf Mate­rialien, die im Offsetdruckprozess zum Einsatz kommen. Eine Teilauf­gabe war die Präzisierung der Vorgaben für den Tape-Test mittels ei­ner einfachen Kraftmessung, mit der Fehleinschätzungen der Haftung bei der Prozesskontrolle direkt in der Druckerei vermieden werden können.

Als Untersuchungsergebnis wird zusammenfassend festgestellt, dass für das Erreichen einer guten Haftung von Druckfarben auf nichtsau­genden Substraten die Eigenschaften der verwendeten Materialien von großer Bedeutung sind. Darüber hinaus gibt es Einflussfaktoren, die sich aus dem Druckprozess und der nachfolgenden Behandlung und Lagerung der Druckexemplare ergeben.

Die Oberflächenspannungen der Materialien sind dabei – entgegen der weitverbreiteten Ansicht – nicht der bestimmende Faktor für die Haftfestigkeit. Diese Eigenschaft hat den größten Einfluss auf die Be­netzung eines Substrats mit einem flüssigen Medium und ist daher Voraussetzung für den Auftrag von Druckfarben oder Lacken. Bei Offsetdruckfarben ist aber in vielen Fällen auch bei einer ungünstigen Kombination der Oberflächenspannungen (also Farbe mit höherer Oberflächenspannung als Substrat, polare und disperse Anteile nicht aufeinander abgestimmt) eine gute Benetzung erreichbar. Das liegt an der hohen Viskosität und Zügigkeit der Druckfarben, die dazu führen, dass der Auftrag auf ein nichtsaugendes Substrat oft problemlos mög­lich ist.

Eine gute Haftung kann dagegen auch bei Einhaltung der Vorgaben für die optimale Oberflächenspannung bzw. bei Erhöhung der Oberflä­chenspannung durch Vorbehandlung der Substrate nicht immer ge­währleistet werden. Das bedeutet auch, dass die üblichen Eingangs­tests mit Testtinten oder -stiften, mit denen die Oberflächenspannung der Substrate kontrolliert werden, keine verlässlichen Aussagen über die spätere Haftung von Druckfarben ermöglichen.

Die Untersuchungen haben ergeben, dass die Haftfestigkeit der Druck­farben mit zunehmender Lagerzeit ansteigt. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Farbauftrag nimmt die Haftfestigkeit deutlich zu, danach wurden nur noch geringe Unterschiede festgestellt. Daraus ergibt sich, dass man die Prüfung an Druckprodukten entweder exakt im gleichen Zeitabstand nach dem Druck oder frühestens nach 24 Stunden durch­führen sollte, um vergleichbare Werte für die Haftfestigkeit zu ermit­teln. Auch die Lagerbedingungen haben einen großen Einfluss auf die Haftfestigkeit: Je höher die Umgebungstemperatur, desto schneller steigt die Haftfestigkeit an.

Die im Offsetdruckprozess zwangsläufig auftretende Emulsionsbildung zeigte keine negativen Auswirkungen auf die Haftfestigkeit. Die Ergeb­nisse für Druckfarben mit bis zu 30 % Wasseranteil wichen nur gering­fügig von den Resultaten für die reinen Druckfarben ab.

Der Einsatz von Primern kann die Haftung von Druckfarben auf nicht­saugenden Substraten verbessern. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass Primer, Druckfarbe und Substrat optimal aufeinander an­gepasst sind. In akuten Problemfällen kann es hilfreich sein, den Pri­mer direkt der Druckfarbe beizumischen. In den Untersuchungen konnte dadurch eine zuverlässige Verbesserung der Haftfestigkeit er­reicht werden. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass sich die rheologi­schen Eigenschaften der Druckfarbe dabei ändern, was sich negativ auf die Farbübertragung auswirken kann.

Der entscheidende Einflussfaktor für das Erreichen einer guten Haf­tung ist die Aushärtung der Druckfarben. Durch eine hinreichend große UV-Bestrahlungsdosis konnte in nahezu allen Fällen eine gute Haftung erreicht werden. Die dabei erzeugten Aushärtungsgrade lagen teil­weise deutlich über den aus technologischen und gesundheitlichen As­pekten angestrebten 85 %. Bei LED-UV-Farben waren die notwendi­gen Aushärtungsgrade in einigen Fällen nur mit einer Bestrahlung mit einem Quecksilberdampf-Mitteldruckstrahler erreichbar.

Auf Basis der Projektergebnisse wurden Empfehlungen für die Siche­rung einer ausreichenden Haftfestigkeit unter den Praxisbedingungen einer Druckerei abgeleitet. Mit diesen Maßnahmen ist es den Anwen­dern in Zukunft möglich, Probleme wirksam zu beheben und im Pro­duktionsprozess durchgängig hohe Qualität zu erreichen.

Projektlaufzeit: August 2022 bis Juli 2024

Forschung

Ansprechpartner:

Dipl.-Ing.
Beatrix Genest
Tel: +49 341 25942-28

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